Ich habe festgestellt, dass dies ein Thema ist welches die Gemüter erhitzen kann.
Um hier ein wenig Licht ins dunkle zu bringen oder anders gesagt "ein wenig Feuer in den Topf", habe ich mich dem Thema mal angenommen.
Zunächst aber zu der Frage: "Was befähigt mich dazu?"
Es ist so, dass ich bereits mit 16 Jahren Vespa Motorroller umgebaut und vor allem die Motoren umfangreich überarbeitet, ja sogar umgebaut habe.
Zu dieser Zeit befand ich mich in der Ausbildung zum Kfz-Mechaniker und ich hatte wirklich Benzin im Blut.
Meine letzte Vespa besitze ich heute noch. Jedoch habe ich den Motor soweit umgebaut und bearbeitet, dass sie eine Motorradzulassung hat und so viel Leistung, das ich es mit nem Porsche aufnehmen kann.
Dann mit 18 Jahren kamen die vier Räder ins Spiel. Schnell war klar, dass ein "einfaches" Auto zu langweilig ist.
Ich kaufte mir ein Ford Fiesta XR2i 16V mit Serienmäßig 130 PS und fing an ihn Stück für Stück umzubauen.
Umbauten kosmetischer Natur will ich hier mal auslassen, es geht ja um den Motor.
Ich baute diesen auseinander, vergrößerte die Ventile, erweitere die Ansaugkänale im Zylinderkopf und erhöhte die Kompression.
Diese Modifikationen machten es nötig das ich den Kraftstoffregler gegen einen einstellbaren aus dem Rennsport ersetzen musste und auch ein ChipTuning war notwendig damit der Aufwand auch Früchte trägt.
Damals war es nicht möglich bei Ford ein Chiptuning direkt im Steuergerät zu machen. Es musste ein Modul auf die Diagnosebuchse am Motorsteuergerät gesetzt werden, dieses veränderte die Signale und sorgte so für die entsprechende Kennfeldanpassung.
Und genau aus diesem Grund habe ich Euch jetzt evtl. mit "alten Kamellen" gelangweilt ;)
Und by the way: ich hatte nie einen Defekt oder einen Motorschaden.
Die Motoren haben sich in dieser Zeit massiv verändert und heute gibt es s.g. TuningBoxen die ähnlich funktionieren wie damals mein FordChip.
Ich denke ich werde Euch erstmal von meiner jetzigen Erfahrung berichten und dann nochmal erklären, was dort genau passiert und warum es nicht schädlich ist, entgegen vieler so lautenden Meinungen.
Es gibt für den Ducato auch Firmen die das Steuergerät direkt optimieren, aber ich wollte mal wissen ob die Tuningboxen halten was sie versprechen. Wichtig war mir ein großer Anbieter mit entsprechenden Motorgarantien und mit der Möglichkeit der Eintragung in die Fahrzeugpapiere.
Die Wahl ist auf RaceChip gefallen, auch deswegen weil ich in meinem CLA bereits so eine Box seid ca. 32.000 Km fahre.
Das Teil kam sehr schnell und anders als vor 2 Jahren, in einer wirklich tollen Verpackung! Da machte das Auspacken richtig Spaß und vermittelte bereits die Hochwertigkeit des Produkts.
Mit enthalten ist eine ausführliche Anleitung und auf Wunsch sendet der Hersteller sogar Fotos vom Motorraum mit Kennzeichnungen an welcher Stelle er angeschlossen werden muss. Das brauchte ich nun nicht....man ist ja vom Fach ;)
Also auf zum Wohnmobil und kopfüber rein in den Motorraum!
Die Tuningbox wird mittels eines Y-Kabels in die Leitung zum s.g. Raildrucksensor eingesetzt.
VORSICHT! Ganz Wichtig ist, dass der Motor/die Zündung seit mind. 15min aus ist und somit keine Spannung mehr im Motormanagement anliegt .
Wenn dies der Fall ist, kann die Box auf das neue, frisch eingesetzte Kabel gesetzt werden und anschließend im Motorraum an beliebiger Stelle befestigt werden.
Nun wurde es also Spannend!
Zündung an und......ja die Kontrolleuchte an der Box leuchtet grün!
Die RaceChips werden mit 5-7 Finetunigmapings angeboten.
Meiner ist das RS Modell und hat insgesamt 6, eingestellt ist er ab Werk auf Stufe 4.
Also los...erste Testfahrt...ja....ok....irgendwie agiler...aber naja, mal schauen was Stufe 5 bewirkt.
Aber hallo!!! Ich dachte mir hat einer den Motor getauscht!
Es stellte sich eine Mehrleistung ein, die ich absolut nicht erwartet hätte. Der Dicke zog auf einmal die Steigung hoch ohne das ich runterschalten musste. Ich habe ihn auf Stufe 5 gelassen um zwei Tage später damit nach Schweden für 3 Wochen zu fahren.
Bereits auf der Autobahn unter Tempomat bei 120 Km/h laut Tacho zuckelte er nun locker vor sich hin und zeigte auch hier das er einen deutlichen Zugewinn an Drehmoment (NM = Newtonmeter) erhalten hat. Steigungen führten nicht dazu, dass ich aus dem Tempomat raus musste um in den 5 Gang zu schalten.
Das fühlte sich schon mal sehr gut an, mal schauen was die Berge in Mittelschweden abfordern werden.
Nach 4 Tagen der Reise merkte ich Teilweise ein leichtes Ruckeln beim Übergang vom Nieder- in den Teillastbereich, beim ganz leichten beschleunigen.
Also habe ich mal auf Stufe 6 geschaltet.
Auch hier war nochmal eine Leistungssteigerung spürbar, nur nicht mehr so deutlich wie von 4 auf 5.
Dafür war das ruckeln aber weg!
Insgesamt lässt es sich weitaus "Schaltfauler" fahren, was natürlich zu niedrigeren Durchnitsdrehzahlen führt und so auch der Minderverbrauch zu erklären ist. Auf den 3500 Kilometern verbrauchte er knapp 1 Liter weniger.
Die lang gezogenen Steigungen auf den endlos erscheinenden Straßen Mittelschwedens, wurden zu einem Spaß und auch wenn mal ein großer Holz LKW im Weg war, bot die neue Leistung ein unerwartet zügiges Überholmanöver.
Es war einfach ein anderes Auto geworden.
Um der Subjektiven Empfindung ein Schnippchen zu schlagen, habe ich auf unserem Rückweg mal für 300 Km auf Stufe 0 geschaltet und somit die Leistungssteigerung deaktiviert.
HILLLLFFFEEEEEE!
Hatten die Damen 2 Tonnen Klamotten gekauft die auf einmal im Womo liegen? Ein Unterschied, dass glaubt ihr nicht.
Also schnell wieder einschalten und die Welt war wieder in Ordnung.
Eigentlich ja kein Wunder, sollte er in dieser Einstellung doch ca. 79 NM mehr haben als die Serienleistung. Das ist ein Viertel mehr Drehmoment!!
Was genau passiert den da nun eigentlich?
Und warum liest man hier immer von NM und nicht von PS?
Ich versuche die Erklärung so kurz und verständlich wie möglich zu halten, ist es doch sehr komplex.
Der Raildrucksensor misst den vorhandenen Druck in der Rail (Die Rail ist auf Neudeutsch das Verteilerrohr in dem der Kraftstoff auf die einzelnen Einspritzdüsen verteilt wird) und gibt den IST Wert an das Steuergerät weiter. Dies benötigt die Daten um zu entscheiden ob alles richtig läuft oder ob irgendetwas verstellt werden muss, wie z.B. der Ladedruck des Turbos oder eben sogar der Raildruck zu niedrig ist und angehoben werden muss um eine saubere Verbrennung zu gewährleisten.
Die einfachste Methode um einen aufgeladenen Motor (hier via Turbolader) auf die Sprünge zu helfen, ist den Ladedruck zu erhöhen.
Hier kommt nun die Box ins Spiel.
Wie beschrieben, wird der Stecker vom Raildrucksensor getrennt und ein Y-Kabel eingesetzt.
Die Werte die nun aus dem Raildrucksensor kommen, laufen über das Kabel in die Box und werden dort verändert an das Steuergerät weitergegeben.
Beim Steuergerät kommt nun die Information an, dass der Druck zu NIEDRIG ist.
Das Steuergerät reagiert und erhöht den Kraftstoffdruck über die Pumpe, dies führt zu einer erhöhten Kraftstoffeinspritzung und somit zu einem "fetteren Gemisch" wie es in der Fachsprache heißt. Man könnte auch sagen "es ist zu wenig Sauerstoff für die saubere Verbrennung enthalten".
Ohje, habe ich nicht vorhin geschrieben, dass es die Aufgabe vom Steuergerät ist, dass es eine saubere Verbrennung gewährleisten soll?!
Richtig! Und das tut es jetzt auch.
Denn es muss nun dafür sorgen das der Sauerstoffanteil wieder zunimmt. Und da ja ein Turbolader vorhanden ist, kann man dem nun sagen, dass er "Gas geben" muss.
Der gehorcht aufs Wort und der Ladedruck steigt an.
Schwubs, sind wir wieder bei der Aussage, dass man einem aufgeladenem Motor über den Ladedruck mehr Leben einhauchen kann.
Newtonmeter (NM) oder Pferdestärken (PS), wo ist der Unterschied?
Ohne jetzt mit langweiligen Ausführungen zu nerven, komme ich gleich zum wesentlichen.
Die Aussage ist sicher oberflächlich, trifft es aber im Kern:
PS = bemerkt man überwiegend ab dem mittleren Drehzahlbereich bis in ganz hohe Drehzahlen hinnein.
NM = sind dafür da, die Lasten ins rollen zu bringen um dann, sinnbildlich, an die PS zu übergeben. Sie sind beim Anfahren wichtig und wirken sich bis zum mittleren Drehzahlbereich aus.
Das gemeine daran ist, dass beides zusammen hängt und das eine nicht ohne das andere geht. Insofern steigert eine Leistungssteigerung immer beide Werte.
Un da wir nun mal ein schweres Wohnmobil durch die Lande schaukeln, sind die NM das was für uns wichtig ist.
Also Anfahren, den Berg hoch krabbeln oder eben aus relativ geringer Geschwindigkeit einen Trecker auf der Landstraße überholen.
Oft kommen bei diesem Thema in Facebookgruppen die Aussagen wie "....ich bin doch kein Rennfahrer und muss nicht mit 160 KM/h über die Autobahn rasen" oder ....der Weg ist das Ziel, ich habe keine Eile".
Keiner der sich für eine Leistungssteigerung bei einem Wohnmobil interessiert, hat das vor. Es geht dann einfach nur um ein angenehmeres fahren und bei dem ein oder anderen vielleicht auch um die Lust am optimieren.
Schadet es meinem Motor nicht?
Dazu kann man nur mit einem eindeutigen Jaein antworten.
Alles was den Verbrennungsdruck erhöht führt zu einer erhöhten Belastung und somit auch zu einem erhöhten Verschleiß. Das geht nicht anders.
Jedoch ist es wichtig zu verstehen, dass man bei heutigen Motorenreihen, mit immer den gleichen Grundmotor arbeitet.
Das bedeutet im Fall vom Fiat Ducato, dass der 180er der gleiche Motor ist wie der im 150er und im 130er!
Es ist für den Hersteller wesentlich günstiger die gleiche Hardware zu verbauen und dann über die Software die Leistung zu steuern.
Lediglich ist im wesentlichen der Turbolader unterschiedlich, dies wirkt sich aber nur auf die Elastizität der Motorcharakteristik aus und hat keine direkte Leistungssteigerung zur Folge.
Ergo ist ein 130er ein gedrosselter 150er und der 150er ein gedrosselter 180er. Betreibt man hier nun eine Leistungssteigerung dann hebt man so zu sagen die Werte vom Kraftstoff- und vom Ladedruck auf die Werte des jeweils stärkeren Motors.
Somit ist ein 130er und ein 150er immer nur in dem Belastungsbereich für den er gebaut wurde.
Aus dieser Richtung betrachtet, sollte jedem klar werden, dass alles im Grünen Bereich liegt.
Generell gilt, dass ein Kaltstart eines Motors einen Verschleiß von 30.000 Km verursacht!!! Wie oft starten wir im Leben eines Motors kalt? Kaum zählbar und dennoch passiert normalerweise nichts.
Am Ende reden wir hier von einem Arbeitsmotor und nicht von einem hochgezüchteten Rennmotor der nur eine Lebenserwartung von wenigen 100 Kilomtern hat.
Ich könnte noch einiges mehr dazu schreiben, jedoch bin ich schon weit über der Menge an Text, die ich normalerweise bevorzuge und somit werde ich das Kapitel nun schließen und hoffe ich war einigermaßen verständlich.
Update 12.02.2019
Das solltet Ihr Euch mal anschauen. Einfach eingebaut und eine große Veränderung am Fahrverhalten OHNE Eingriff auf die Motorleistung.
Video DTE Sytems Pedalbox Video
Einen habe ich doch noch!
Da sie mich schon so lange begleitet, möchte ich meine Vespa hier doch auch mal zeigen ;)
Das ist schon verrückt, dass ich auf ihr mit meiner jetzigen Frau, bereits mit zarten 16 Jahren die Gegend unsicher gemacht habe.